Außerschulische Unternehmungen zum Schuljahresende sind im Chancenwerk fester Bestandteil jeder Lernförderung. Ziel ist es, die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in der Lerngruppe zu stärken und den Kindern und Jugendlichen eine Gelegenheit zu geben, sich über das gemeinsame Lernen hinaus in einem lockeren Rahmen zu begegnen. Aber auch für die Betreuerinnen und Betreuer der Lernhilfe sind diese Aktionen außerhalb des Lernraumes enorm wichtig. Warum das so ist, erzählt Julia Granel, Regionalkoordinatorin in Bochum im Chancenwerk, in ihrem Blogbeitrag.
Als Pädagogische Regionalkoordinatorin werde ich oft gefragt, was wir in den letzten Wochen vor den großen Sommerferien eigentlich mit den Kindern und Jugendlichen machen. Es ist ganz einfach: Alles läuft wie immer und wir genießen mit den Kindern eine Zeit ohne Prüfungsstress, Notendruck und Langzeitaufgaben! Langeweile ist dennoch fehl am Platz. Neben der Lernförderung, planen wir mit unseren kleineren und bereits etwas größeren Chancenwerkerinnen und Chancenwerkern zweimal im Jahr tolle Aktionen zum Schuljahresende. Dabei unterscheiden sich die Unternehmungen von Schule zu Schule: die einen veranstalten ein Sommerfest, die anderen fahren mit den Schülerinnen und Schülern in einen Freizeitpark und einige entscheiden sich für ein gemeinsames Picknick im Grünen. Es gibt sowohl externe Freizeitveranstaltungen als auch Aktionen innerhalb der Schule wie bspw. einen Spielenachmittag in der Lernförderung. Denn nicht immer ist es möglich, eine externe Unternehmung zu planen. Für mich – und damit kann ich mit Sicherheit auch für alle weiteren Betreuerinnen und Betreuer der Lernförderung sprechen – ist diese Zeit kurz vor den Sommerferien unglaublich wichtig. Nicht nur weil ich die „Früchte unserer Arbeit“ in Form von verbesserten Schulnoten der Kinder oder dem Lob einer zufriedenen Mama oder einem zufriedenen Papa ernten kann – nein, diese Zeit ist so wichtig, weil die Kinder und Jugendlichen mich nicht mehr nur als Lernbegleiterin ansehen, sondern mich als Freundin erleben können. Wir tauschen uns an diesen Tagen nicht nur über den aktuellen Notenstand oder den Ärger über ein schlechtes Ergebnis aus, sondern über Themen, die das Leben ausmachen. Wir quatschen über die Themen, die uns im Leben am liebsten sind und entdecken Gemeinsamkeiten. Dass sich eine Freizeitveranstaltung positiv auswirkt und den Schülerinnen und Schülern Spaß bereitet, das ist glaube ich jedem klar.
Neben dem Ausflug in den MoviePark und den Sommerfesten an einigen meiner Schulen, habe ich mich gemeinsam mit meinem Team für einen besonderen Spielenachmittag an einer Schule in Herne entschieden. Ich weiß, ein Spielenachmittag hört sich erst einmal nicht sonderlich spannend an. Also stellte ich mir die Frage: „Wie kann ich einen Spielenachmittag cooler bzw. wie die Kids sagen würden ´tight´ machen“? Was hättest du in deiner Schulzeit cool gefunden?“ Daraufhin kam mir die Idee einer kleinen Überraschung! Gemeinsam starten wir unseren Spielenachmittag, Getränke und Snacks stehen bereit, die perfekte Auswahl an Spielen wurde ebenfalls getroffen. Eine lockere Atmosphäre umgibt uns und die Kinder und Jugendlichen haben Spaß. Auf einmal klopft es an der Tür. Alle Köpfe drehen sich um. Ich gehe zur Tür und TADAA da steht er: Ein Pizzabote mit neun Familienpizzen. Der Kommentar eines Schülers, den man als dickes Lob von einem Jungen aus der sechsten Klasse auffassen kann: „Frau Granel, läuft bei Ihnen!“ Mein Fazit: Es muss also nicht immer der große Ausflug in den MoviePark sein oder das große Picknick im Grünen. Einige Kids finden es einfach „tight“ Pizza in die Schule zu bestellen, denn das erleben sie selten. Nachdem der Pizzabote erzählte, dass er dachte, ich würde in „veräppeln“ und Probleme beim Finden des Klassenraumes auftraten, hatten alle ein Lachen im Gesicht. Genau dieses Lächeln bedeutet mir so viel. Denn dieses Lächeln kommt von Herzen und zeigt die absolute Akzeptanz den Lehrenden gegenüber. An solchen Tagen entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist die Basis unserer Arbeit.