„Wenn Chancenwerk ein Raum in meiner Wohnung wäre, dann wäre es die Küche: Hier kommen viele verschiedene Nationalitäten und Einflüsse zusammen, vermischen sich und werden zu einem leckeren Gericht. Ein Genuss!“ So lautet die Beschreibung der Chancenwerk-Schulkoordinatorin Fitkawit Berkane, kurz Fita. Die Frankfurterin ist erst seit zwei Wochen dabei, aber beim bundesweiten Mitarbeitertreffen in Köln am vergangenen Wochenende, vom 15. bis zum 17. November 2013, fühlte sich Fita unter all den Chancenwerk-Gestaltern sofort heimisch. Mit unterschiedlichen Einflüssen kennt sich die 30-Jährige aus: Sie wurde als Eritreerin in Saudi-Arabien geboren und kam mit zwei Jahren nach Deutschland.

Engagement in Zeiten von Bachelor und Master Das Chancenwerk beherbergt viele schöne Geschichten und Gesichter: Neben Fita wäre da Gökhan – der junge Mann, der vor neun Jahren als Sechstklässler zu Chancenwerk gekommen ist und seit letzter Woche ein FSJ in der Zentrale absolviert. Da wären Naranja und Brenna – zwei Schwestern, die mit Chancenwerk den Norden Deutschlands aufmischen. Und da wäre Nassi, ein Mathe-Intensivkursleiter mit polnischen und tansanischen Wurzeln, der eine fünfstündige Zugfahrt von München nach Köln auf sich genommen hat, um sich mit anderen 42 Schulkoordinatoren, Intensivkursleitern, pädagogischen Koordinatorinnen und Leitungsteammitgliedern an diesem Wochenende auszutauschen. Was hält diese jungen Menschen zusammen? Was bringt sie dazu, ihre Freizeit – die in Zeiten von Bachelor und Master bekanntlich knapp ist – ins Zeichen von Chancenwerk zu setzen? Die Gründe für dieses Engagement lassen sich nicht einfach so aufschreiben, dafür sind sie zu persönlich, zu vielfältig. Der Glaube an eine gemeinsame gute Sache gehört sicherlich dazu. Die eigenen positiven und negativen Erfahrungen. Der Wunsch, die Welt ein Stückchen zum Besseren zu verändern und Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven zu eröffnen. „Kinder brauchen Vorbilder“ – da sind sich alle einig und Vorbilder sind die Chancenwerker allemal. „Man muss in Zahlen denken und mit dem Herzen dabei sein.“ Chancenwerk ist aber viel mehr als ein Zusammenschluss von Weltverbesserern. Es beherrscht den Spagat zwischen gemeinnützigem Verein und florierendem Unternehmen. „Man muss in Zahlen denken und mit dem Herzen dabei sein“, weiß Gründer und Geschäftsführer Murat Vural. Nach diesem Motto hat er in zehn Jahren geschafft, was viele Unternehmer nicht schaffen. Aus einer ehrenamtlichen Initiative mit einem Dutzend Schüler, erreicht Chancenwerk heute 1808 Schüler an 33 Schulen in 17 deutschen Städten. Die Energie und die Leidenschaft, die Vural in sein Unternehmen reinsteckt, steckt alle anderen um ihn herum an: Studenten, Schulen und Stifter. Ein wichtiger Unterstützer ist Florian Wolff, Geschäftsführer der Bresche-Stiftung, die heute den Chancenwerk-Standort Bremen leitet. Wolff ist durch ein Internetvideo auf Vural gestoßen: „Murat sprach ehrlich, ohne anzuklagen. Ich war sofort überzeugt und wollte Teil dieser Bewegung werden“, erinnert er sich. Auch er ist an diesem Wochenende dabei: „Ein großer Moment für mich, diese Gemeinsamkeit für eine gute Sache erleben zu können.“ Kamingespräch mit Butlers-Gründer Wilhelm Josten Ein weiterer bekannter Partner ist Wilhelm Josten, der Gründer des bekannten Handelsunternehmens Butlers. Er stellt sich beim abendlichen Kamingespräch mit Murat Vural allen Fragen rund um Unternehmen, Bildung und soziale Verantwortung. „Im Grunde unterscheidet sich Chancenwerk nicht allzu sehr von Butlers – es ist ein Unternehmen mit einer tollen Kultur und engagierten Mitarbeitern.“ Deshalb unterstütze er Chancenwerk, um der Gesellschaft seinen Teil wiederzugeben. „Benachteiligten Kindern zu helfen bedeutet, der Gesellschaft zu helfen. Schließlich hängen wir alle zusammen.“ Diese Einstellung ist an diesem gemeinsamen Wochenende durchweg zu spüren: über Altersstufen, Herkunftsländer und Hierarchien hinweg. „Chancenwerk ist für mich ein Stück Familie“, sagt Aurelia aus Freising. „Wenn Chancenwerk ein Raum in meiner Wohnung wäre, dann wäre es das Wohnzimmer: Hier treffen sich alle, tauschen sich aus, haben zusammen Spaß.“