Joanna Eberhardt hilft an der Mittelschule München Moosach als Lernkoordinatorin von Chancenwerk einer kleinen internationalen Gruppe von fünf Jungen beim Deutsch lernen. Die 11-Jährigen kommen aus Griechenland, Nepal, China und Bosnien. Joanna erzählt von ihren Fortschritten und den Sichtweisen von Ante, Daniel, Prasiddha, Sevastian und Zhenyu auf das Lernen an einer deutschen Schule.
„Hallooo!“, „guten Tag!“, „wie geht’s?“, „wir haben richtig viele Hausaufgaben heute!“, werde ich stürmisch von den Jungs aus der 5Ü begrüßt, die ins Klassenzimmer gerannt kommen und dabei sofort gute Laune verbreiten. Sevastian, Ante, Danijel, Prasiddha und Zhenyu leben erst seit acht Monaten in Deutschland und besuchen momentan die Übergangsklasse der Mittelschule München Moosach. Diese besondere Klassenform soll Kindern, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, den Übergang in eine Regelklasse erleichtern. Die Fünf sind auf einem guten Weg: „Deutschlernen macht einfach Spaß“, erzählt mir der 11-jährige Ante. Auf die Frage, ob sie Deutsch schwierig finden, antworten alle wie aus einem Mund: „Nein, überhaupt nicht!“ Und das merkt man. Ich bin jede Woche aufs Neue überrascht, wie schnell die Jungs lernen, wie viel sie sich merken und was für große Fortschritte sie bereits gemacht haben. Ihre Hausaufgaben erledigen Sevastian, Ante, Danijel, Prasiddha und Zhenyu in der Lernförderung sehr selbstständig und helfen sich untereinander – was nicht selten zu hitzigen Diskussionen über die korrekte Aussprache oder den richtigen Artikel eines Wortes führt. Ich bemühe mich, vor allem Lesen und Sprechen mit ihnen zu üben, damit sie ein Gefühl für die Sprache bekommen. Toll finde ich, dass die Jungs so gut wie keine Hemmungen beim Reden haben. Auch wenn sich natürlich immer mal wieder kleine Fehler einschleichen. Vor allem Prasiddha, der aus Nepal kommt und anfangs sehr zurückhaltend war, wird von Woche zu Woche selbstbewusster und kommunikativer. Ante hat mir erzählt, dass er und seine Klassenkameraden gerne zur Schule gehen: „Ich habe schnell Freunde gefunden und ich finde es schön, dass es hier so viele Ausflüge gibt.“ Auch sein Kumpel Danijel gefällt die Schule hier sehr gut. In seinem Heimatland Bosnien seien die Klassen viel kleiner: „In meiner Klasse waren nur drei Leute, zwei Mädchen und ich.“ Unvorstellbar in China, wo der 11-jährige Zhenyu herkommt. Dort lernte er mit mehr als 50 Kindern zusammen in einem Klassenzimmer. Insgesamt fühlen sich die Jungs in Deutschland sehr wohl. Die Menschen seien nett und hilfsbereit, sagen sie. In München beeindruckt sie vor allem der öffentliche Nahverkehr. Die vielen Trams, U-Bahnen, S-Bahnen und Busse finden sie einfach total cool. Ob sie ihre Heimat vermissen? „Ja, manchmal schon“, sagte der aus Griechenland stammende Sevastian neulich zu mir. „Ich vermisse vor allem das Meer.“ Er freue sich schon auf die Sommerferien, in denen er seine Familie für einige Wochen besuchen wird.