Nassi wäre ein perfektes Werbegesicht für die moderne Multi-Kulti-Gesellschaft: Er ist groß, sportlich, mit einer Wuschelfrisur und einem frechen Grinsen. Zudem ist er Masterstudent der Finanzmathematik an der TU München und beeindruckt seine Mitmenschen mit Ehrgeiz und Redegewandtheit. Diese Anerkennung musste sich Nassi aber erst erkämpfen. „Ich hatte viel Probleme in der Schule aufgrund meiner Herkunft“, erinnert sich der 26-jährige Sohn einer Polin und eines Tansaniers. Er erzählt von Problemen mit Mitschülern und Lehrern und vom Gefühl, anders zu sein.

„Ich fühlte mich als Kind immer afrikanisch!“ Es sei schwer gewesen, sich deutsch zu fühlen, wenn einem von seiner Umgebung das Gefühl, anders zu sein, nicht dazu zu gehören, vermittelt wird. Dieser Ungerechtigkeit begegnete er mit frechen Sprüchen und viel Unsinn: „Ich war einer von diesen Kasperköpfen, aber irgendwann habe ich die Kurve gekriegt.“ „Die Idee hat mich gleich berührt“ Nach seinem Abi in Braunschweig kam er nach München zum Studieren und wurde der erste Chancenwerk-Intensivkursleiter in München: „Das Vorstellungsgespräch fand im arabischen Hauptbahnhofsviertel statt.“ Denn auch das Chancenwerk war damals ganz neu in der bayerischen Landeshauptstadt. Aber der gemeinsame Anfang entwickelte sich schnell zum Erfolg. „Die Idee hat mich gleich berührt. Ich hätte als Schüler auch so etwas gut gebrauchen können, deswegen musste ich einfach mitmachen.“ Seine Schützlinge im Intensivkurs am Lion-Feuchtwanger-Gymnasium spürten diese Hingabe und sahen Nassi sofort „als einen von ihnen“. Auch in den Sommerferien und in der Abiturvorbereitungsphase wandten sie sich an ihr Chancenwerk-Vorbild und bildeten Lerngruppen. „Alle haben sich verbessert und zu einigen habe ich bis heute Kontakt.“ Nassi konnte sich aber auch als Betreuer von Unterstufenschülern beweisen und auf seine charmante Art selbst die frechsten Sechstklässlerinnen zu fleißigen Schülerinnen erziehen. „Die Entwicklung dieser Kinder zu sehen, bedeutet mir sehr viel. Das hat mir sehr viel Bestätigung gegeben. Bestätigung, die man an der Uni nie bekommt.“ „Das Leben kommt an erster Stelle“ Der Umstand, dass Nassi an der Uni ist, gibt wiederum den Schülern Bestätigung und neuen Mut: „Ich bin ein lebender Beweis dafür, dass man über Bildung viel erreichen kann. Die Schüler können an mir sehen, dass es funktioniert.“ Und sie sehen, dass man trotz einer akademischen Laufbahn auf nichts verzichten muss. „Ich will ihren Horizont erweitern und ihnen zeigen, dass es mehrere Methoden gibt, um seine Ziele zu erreichen.“ Dazu gehöre nicht nur die Karriere, sondern auch Freunde, Hobbys, Reisen, Sport. „Mathe hat privat bei mir nichts zu suchen. Das Leben kommt an erster Stelle.”


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert