Die beiden Schwestern Naranja und Biranavi fallen sofort auf: klein, quirlig, voller Leben und positiver Energie. „Viele Lehrer halten uns für Unterstufenschüler“, erzählt Naranja lachend. Dabei stehen die jungen Frauen mitten im Leben, neben Studium und Familie setzen sie sich fürs Chancenwerk ein: Naranja unterstützt das Bremer Büro bei Personal- und organisatorischen Angelegenheiten und hilft auch bei der Organisation in Hamburg aus. Biranavi ist Schulkoordinatorin an der Gesamtschule Ost in Bremen.

Diese Kinder brauchen Vorbilder Biranavi hat als Erste bei Chancenwerk angefangen, das war Ende 2011. Neben ihrem Lehramtsstudium hatte sie Zeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit und kam zu Chancenwerk. „Die Arbeit mit Kindern ist für mich ein Ansporn. Und das Konzept funktioniert, ich habe sofort gespürt und gesehen – es bewegt sich was.“ Vor allem die Idee, Schüler zusammenzubringen gefällt der Bremerin. Normalerweise gingen die coolen Großen den Kleinen aus dem Weg, dank Chancenwerk hätten sie viel öfter Lust mit ihren jüngeren Mitschülern etwas zu spielen und mit ihnen die Pause zu verbringen. „Diese Kinder brauchen Vorbilder“ – das weiß die 22-jährige Tamilin aus eigener Erfahrung. Feuer und Flamme für Bildung Ihre zwei Jahre ältere Schwester Naranja hat „die deutsche Schule nach Hause gebracht“, sagt sie. Das sei gar nicht so leicht gewesen. „Wenn ich mir heute meine Zeugnisse aus der Grundschule anschaue, stand überall ,Förderunterricht‘“, erzählt Naranja. Es gab viele Situationen, in denen sie sich unwohl gefühlt hätte, aber ans Aufgeben war nicht zu denken. Ihre Eltern hätten geschafft, in den Töchtern Feuer und Flamme für die Bildung zu entfachen. „In Sri Lanka hat Bildung einen hohen Stellenwert, deswegen waren unsere Eltern immer hinterher.“ Als Naranja nach dem Abi keinen Studienplatz für Zahnmedizin bekam, entschied sie sich für eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin. Die Ausbildung zog sie in nur zwei Jahren durch und arbeitete noch ein Jahr lang in dem Beruf. Aber Naranja wollte weiter. Heute studiert sie Gesundheitswissenschaften an der Universität Bremen. „Das ist genau das Richtige für mich“, weiß sie jetzt. Chancenwerk ist kein Job, man muss es aus Überzeugung machen Neben ihrem Studium engagiert sich Naranja für Kinder und benachteiligte Familien. Als „Wellcome“-Engel unterstützt sie frischgebackene Eltern im Babystress, die sonst keine Hilfe bekommen würden. Und bei Chancenwerk ist Naranja nicht mehr wegzudenken: Sie betreut Personal und Backoffice in Bremen und springt als Betreuerin und Schulkoordinatorin in Hamburg ein. „Vor einem Jahr hätte ich das alles nicht unter einen Hut bekommen, aber wenn es dir wichtig ist, dann schaffst du es auch. Und Chancenwerk ist kein Job, sondern eine Aufgabe, die man aus Überzeugung und mit Leidenschaft machen muss.”